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Was macht ein Sachverständiger für Geotechnik?

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Aufgrund ihrer vertieften Ingenieur- beziehungsweise ingenieurgeologischen Ausbildung sowie langjähriger Erfahrung verfügt ein Sachverständiger für Geotechnik über eine besondere Expertise im Bereich der Geotechnik. Bei den Gebieten handelt es sich nicht nur um das des Ingenieur- und Hochbaus, sondern auch um Fachgebiete wie beispielsweise Verkehrswegebau, Tiefbau, Tunnel- und Felsbau, Deponie- und Tagebau, Wasser- und Erdbau und um geothermische Fragestellungen. In der DIN 4020:2010-12, A1.5.3.24 wird ein Sachverständiger für Geotechnik als „Sonderfachmann oder Fachplaner mit Sachkunde und Erfahrung auf dem Gebiet der Geotechnik“ bezeichnet. Diese DIN befindet sich in der übergeordneten Euronorm DIN EN 1997-2: 2010-10, 1.3 (2). Hier wird lediglich von „angemessenem, qualifiziertem Personal“ gesprochen.

Was ist Geotechnik?

An der Schnittstelle von Geowissenschaften und Bauwesen beziehungsweise Bergbau bildet die Geotechnik eine moderne Ingenieurdisziplin. Ein Sachverständiger für Geotechnik verfügt über einschlägiges Wissen über hydromechanisches Verhalten von bevorstehenden Fest- und Lockergesteinen. Aufgrund dieses Fachwissens ist es ihnen möglich, das Zusammenspiel zwischen „Gebirge“ und „Baukonstruktionen“:

  • zum Zweck einer wirtschaftlichen und sicheren Lösung zu lenken,
  • in die Zukunft schauend zu bewerten und
  • zu bewachen.

In den Bereich „Baukonstruktionen“ fallen sogenannte geotechnische Bauwerke wie Böschungen, Baugruben, Gründungen, Halden oder Dämme. Doch auch zur technischen Nutzung gefertigte Hohlräume wie beispielsweise Schächte, Stollen, Kavernen, Tunnel, unterirdische Speicherräume und bergmännische Hohlräume fallen in den Bereich der Baukonstruktionen.

Dabei erfolgt der geotechnische Eingriff durch den Menschen in die einst ungestörte Beschaffenheit eines Gebirges stets aus dem Grund, ihn als Abbauraum und Baugrund sowie zur Gewinnung von Baurohstoffen und Mineralien zu nutzen.

Der geotechnische Sachverstand setzt sich aus folgenden Grundlagen zusammen:

  • Ingenieurwissenschaften,
  • Naturwissenschaften,
  • Geowissenschaften.

Ein Diplomingenieur für Geotechnik Freiberger Prägung verfügt zudem aufbauend auf diesen Grundlagen über Spezialwissen in den folgenden Teilgebieten der Geotechnik:

  • Gebirgs- und Felsmechanik,
  • Felsbau und Grundbau,
  • Bodenmechanik,
  • Ingenieurgeologie.

Mit diesen herausragenden Eigenschaften ist er in der Lage, geotechnische Aufgabenstellungen mittels analytischer, experimenteller und numerischer Methoden zu lösen. Diese Aufgabenstellungen können unter anderem verschiedene Bemessungen oder Dimensionierungen darstellen. Die Bezeichnung der Geotechnik ist international als Fachbegriff etabliert.

Geotechnik als Berufsfeld

Ein Geotechniker ist für die Durchführung von geotechnischen und erdstatischen Berechnungen sowie für die Entnahme von verschiedenen Proben für unterschiedliche Projekte zuständig. Beispielsweise wird ein Sachverständiger für Geotechnik damit beauftragt, zu prüfen, ob Mikropfähle in ein Erdreich hineingebracht werden können oder ob andere Verfahren notwendig werden. Aus diesem Grund ist ein Sachverständiger vor allem für Bauunternehmer wichtig.

Die Resultate muss der Sachverständige anschließend kritisch beäugen und interpretieren. Zudem gehört zum Aufgabengebiet eines Geotechnikers das Erstellen von Gutachten im Bereich Baugrund. Ebenso gehört auch die Überwachung und Planung von Baumaßnahmen zu seinem Tätigkeitsfeld. Hier kann er entweder ein Projekt selbstständig leiten oder als Berater im Hinblick auf geotechnische Themen bei der Projektplanung hinzugezogen werden. Ist dies der Fall, ist er für die Anleitung der Mitarbeiter zuständig und überprüft die Zwischenschritte sowie die Resultate. Auch Kundenbetreuung gehört zu seinem Aufgabengebiet. Je nachdem, in welchem Unternehmen er arbeitet, ist er für die Bearbeitung von Angeboten, Teilnahmewettbewerben oder für die Akquisition zuständig.

Welche Ausbildung wird vorausgesetzt?

Arbeitgeber erwarten von Geotechnikern ein abgeschlossenes Studium im Gebiet der Geotechnik. Wer nicht studieren möchte, der kann eine technische Berufsausbildung durchlaufen und danach mit einer Weiterbildung als beispielsweise Umweltschutztechniker abschließen.

Was muss studiert werden, um Geotechniker zu werden?

Voraussetzung, um Geotechniker zu werden ist, ein abgeschlossenes Studium in Geowissenschaften, Umwelttechnik, Geotechnik oder auch im Gebiet des Bauingenieurswesens. In aller Regel beträgt die Dauer des Studiums fünf Jahre. Drei Jahre davon bestehen aus dem Bachelor- und zwei Jahre aus dem Masterstudium.

Wo kann ein Geotechniker arbeiten?

Hauptsächlich findet man Geotechniker in der Branche Umwelt- und Energiewirtschaft. Hier arbeitet er im Gebiet der Rohstoffverarbeitung oder -gewinnung. Aber auch in Architektur- und Vermessungsbüros oder bei Bauunternehmen kann ein Geotechniker tätig sein.

Baugrundgutachten

Bei einem Baugrundgutachten wird die Qualität eines Bodens überprüft. Hierbei wird festgestellt, ob der Boden überhaupt als Baugrund einsetzbar ist. Solch ein Baugrundgutachten wird manchmal auch als Gründungsgutachten oder geologischer Bericht bezeichnet. Ein Baugrund wird geoanalytisch untersucht. Hierbei werden Wechselwirkungen zwischen dem Grundwasser, Bebauung in der Umgebung, dem Grund und dem Bauwerk inspiziert. Nicht gleich lässt sich ermitteln, ob der Boden eine geeignete Grundlage für einen Hausbau darstellt. Manchmal stellt sich heraus, dass ein Boden, der erst für gut befunden wurde, später doch noch optimiert werden muss, obwohl sich in der Nachbarschaft schon Häuser befinden. Ist all dies abgeschlossen, kann erst mit der Bebauung begonnen werden. Nur ein Baugrundgutachten kann feststellen, ob ein Boden gut genug ist, um Häuser oder Keller tragen zu können. Liegt solch ein Sachverständigengutachten nicht vor, darf der Bau auch nicht durchgeführt werden.

Wann ist ein Baugrundgutachten Pflicht und wann wird es notwendig?

In Deutschland ist seit dem Jahr 2008 ein Baugrundgutachten Pflicht. Hinterlegt ist dies im sogenannten Bauordnungsrecht. Alle Risiken, die mit einem Grundstück und deren Bebauung einhergehen, tragen die Grundstückseigentümer allein. Aus diesem Grund sollten Sie sich als Bauherr auch gut mit solch einem Sachverständigengutachten auseinandersetzen. Grundstückseigentümer sind dafür verantwortlich, ein Gutachten in Auftrag zu geben und die Kosten dafür vorher schon zu berechnen. Dieser Prozess sollte schon vor dem eigentlichen Erwerb eines Grundstücks erfolgen. Auf alle Fälle ist es Pflicht für jeden, der ein Haus bauen möchte. Wer eine alte Immobilie verkaufen will, für den könnte ein Sachverständigengutachten vonnöten sein. Auch wenn Sie sich ein Grundstück gekauft haben, sollten Sie unbedingt einen Baugrundgutachter beauftragen.

Was beinhaltet ein Baugrundgutachten?

Ein Sachverständiger informiert in der Regel über Folgendes:

  • bodenmechanische Eigenschaften (Setzungsverhalten, Tragfähigkeit des Untergrunds)
  • lokales Grundwasservorkommen
  • Standsicherheit von Böschungen
  • Aufbau des Baugrunds (Bodenkennwerte, Bodenart)
  • Frostsicherheit
  • Zuordnung einer Erdbebenzone (nur regional zweckmäßig)
  • Grundwasserabsenkung
  • Beurteilung über Bergbaurisiken (nur bei Absprache und Bedarf)
  • Kennzahlen als Grundlage für Fundament-Bemessung
  • Berechnung Erddruck

Außerdem kommen noch eindeutige Gründungsempfehlungen hinzu, die sich unmittelbar aus den Ergebnissen darbieten. Als Bauherr kann Ihnen dann aufgrund des Sachverständigengutachtens entweder zu Drainagen oder zum Einsatz einer Weißen Wanne geraten werden, damit eine Bodenverbesserung vorgenommen werden kann. Im Sachverständigengutachten wird zudem darauf hingewiesen, ob es notwendig ist, angrenzende Gebäude zu sichern. Wenn der Gutachter des Weiteren noch dahingehend beauftragt wurde, nach Kampfmitteln oder mögliche Altlasten zu forschen (erweitertes Gutachten), können auch solche Ergebnisse einen Teil der Dokumentation ausmachen.

Bodengutachten

Bei einer Analyse des Bodens werden chemische Bodenuntersuchungen bewertet und aufgelistet. Diese Bodenanalyse ist nur ein Teil des kompletten Gutachtens. Im lückenlosen Baugrundgutachten ist ein maßstabsgetreuer Lageplan enthalten. In diesem ist das Baugrundstück hervorgehoben, genauso wie die Bohransatz- und Höhenbezugspunkte. Im Plan sind des Weiteren auch noch Ramm- und Bohrprofile zu erkennen. Bodenversuche, chemische Analysen und Laborprüfberichte sind dem Sachverständigengutachten als Anlage beigefügt.

Auch Fotos halten alles Wichtige fest. In erster Linie werden in einem Bodengutachten Beschaffenheit und Tragfähigkeit des Bodens und die Wasserverhältnisse untersucht. Wenn hierbei Probleme auftreten sollten, kann das normale Sachverständigengutachten erweitert werden. In einem erweiterten Gutachten gibt es noch zusätzliche Informationen über etwaige Belastungen, für die eventuell Abdichtungsmaßnahmen oder eine Entsorgung notwendig werden. In manchen Fällen kann es erforderlich werden, das gesamte Areal zu sanieren. Für den Bauherrn kann das teuer werden.

Fazit

Wenn Sie nicht erst nach dem Bau oder beim Aushub mit bösen Überraschungen konfrontiert werden möchten, sollten Sie mit einem Baugrundgutachten sämtliche Risiken ausschließen. Somit kann die Gefahr von Bauschäden und daraus resultierenden Folgekosten gemindert werden. Zudem schaffen Sie für sich und die ausführenden Betriebe Kosten- und Planungssicherheit.

Sollten Sie von Bauunternehmern oder Verkäufern von einem Sachverständigengutachten abgeraten bekommen, sollten Sie dies kritisch hinterfragen. Bestenfalls wird ein Sachverständigengutachten noch vor dem Grundstückskauf oder dem Abschluss des Vertrags mit einer Baufirma in Auftrag gegeben.